Kindernothilfe. Gemeinsam wirken.

Unser Einsatz gegen Kinderarbeit und Ausbeutung

Wir setzen uns in unserer weltweiten Projektarbeit und unserer politischen Arbeit dafür ein, dass ausbeuterische Kinderarbeit gestoppt wird und Kinderarbeiter die Möglichkeit haben, zur Schule zu gehen. Außerdem setzen wir uns dafür ein, dass arbeitende Mädchen und Jungen auf nationaler und internationaler Ebene mitreden dürfen, wenn es um Gesetzgebungen zu Kinderarbeit geht.

 

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Ausbeutung durch Kinderarbeit zerstört Kindheit

Wie ein roter Faden zieht sich Kinderarbeit durch die Geschichte der Menschheit und auch heute ist ausbeuterische Kinderarbeit überall auf der Welt ein ernstes Problem. Nach jüngsten Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) arbeiten weltweit rund 160Millionen Kinder zwischen fünf und 17 Jahren. 79 Millionen von ihnen leiden unter Ausbeutung und arbeiten zum Teil unter gefährlichen Bedingungen (IAO Bericht 2017). Die meisten Mädchen und Jungen, die Kinderarbeit verrichten, arbeiten in Asien, den höchsten Anstieg an arbeitenden Kindern verzeichnet jedoch in den letzten Jahren Sub-Sahara Afrika.
Für das Kind sein bleibt keine Zeit. Freizeit und Spielen bleibt Kinderarbeitern häufig verwehrt. Schwer wiegt auch, dass viele Mädchen und Jungen durch die schwere Kinderarbeit keine Möglichkeit mehr haben, die Schule zu besuchen. Für ihre Zukunft ist das fatal, denn ohne einen Schulabschluss und eine Berufsausbildung haben sie keine Chance, ein höheres Einkommen und eine soziale Sicherung oder eine Renten- und Krankenversicherung zu erzielen und später ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Oft beginnt so ein Teufelskreis, der erneut in Kinderarbeit und Ausbeutung endet.

 

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Kinderarbeit: Komplexe Unterscheidung

Kinderarbeit ist dabei sehr komplex und es ist wichtig, anhand bestehender internationaler Normen Unterscheidungen zu treffen. Die IAO hat dazu im Jahr 1973 eine Konvention geschaffen (Konvention 138), die zunächst ein Mindestalter für verschiedene Formen von Arbeit festlegt:

- Leichte Arbeit ist ab einem Mindestalter von 13 Jahren erlaubt

- Gewöhnliche Arbeit ist ab einem Mindestalter von 15 Jahren erlaubt

- Gefährliche Arbeit ist ab einem Mindestalter von 18 Jahren, also nach der Volljährigkeit erlaubt

Werden diese international verabschiedeten Altersgrenzen jedoch unterschritten, liegt Kinderarbeit vor. Auch in Deutschland regelt die Konvention 138 die Beschäftigung von Kindern und Jugendlichen, beispielsweise im Rahmen eines Ausbildungsverhältnisses oder eines Ferienjobs.

 

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Was fällt unter Ausbeutung bei Kinderarbeit?

Erst im Verlauf der 1990er Jahre erregte das Thema Kinderarbeit wieder internationale Aufmerksamkeit und mündete 1999 in einer weiteren wichtigen Konvention (Konvention 182), die die schlimmsten Formen von Kinderarbeit definiert und die Staaten zu einem unverzüglichen Handeln aufruft. Kinderarbeit bedeutet nicht immer auch Ausbeutung. Demnach liegt für Kinder und Jugendliche gefährliche Arbeit bzw. Ausbeutung vor, wenn ihre Tätigkeit oder Beschäftigung schädlich auf ihre körperliche und seelische Gesundheit und ihre sittliche Entwicklung auswirken. Dazu zählen:

- Alle Formen von Sklaverei und sklavenähnlichen, ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen wie Kinderhandel, Schuldknechtschaft oder Leibeigenschaft,

- Vermittlung und Anbieten zur Prostitution oder Pornografie,

- Heranziehen, Vermitteln und Anbieten für illegale Aktivitäten, zum Beispiel Drogenhandel,

- Andere Arbeiten, die ihrem Wesen nach schädlich für die mentale und physische Gesundheit von Kindern sind.

Auch die Kinderrechtskonvention verbietet in Art. 32 explizit die wirtschaftliche Ausbeutung von Kindern, sowie mit weiteren Verweisen in den Artikeln 19, 34, 35, 36 und 38.

 


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Ausbeutung in Äthiopien stoppen

Komplexe Ursachen für Kinderarbeit und Ausbeutung 

Diese detaillierte Unterscheidung der verschiedenen Formen von Kinderarbeit und die klare Abgrenzung, was Ausbeutung bedeutet, beweist, dass auch Antworten auf diese globale Herausforderung unterschiedlich sein müssen. Um dieser Fragen nachzugehen, lohnt eine Betrachtung der Gründe für Kinderarbeit.

Dass ein Kind beginnt zu arbeiten, ist nie allein auf eine Ursache zurückzuführen. Es sind wirtschaftliche, infrastrukturelle, soziale und kulturelle Faktoren eines jeweiligen Landes oder einer Region, die darauf Einfluss nehmen, ob ein Kind in Ausbeutung landet. In einer Befragung von rund 1.800 arbeitenden Kindern in 36 Ländern weltweit war die häufigste Antwort auf die Frage „Warum arbeitest du?“ die Armut der eigenen Familie. Oftmals bleibt Familien keine andere Wahl, als das Kind arbeiten zu lassen oder Kinder entscheiden selbst mitzuhelfen, um zu überleben. Schnell landen die Kinder dann auch in Ausbeutung. Die Armutssituationen entstehen dabei häufig aufgrund der Arbeitslosigkeit einer oder beider Elternteile, die dann nicht genügen Geld für die Grundbedürfnisse der Familie haben, der Krankheit oder Abwesenheit eines Elternteils oder durch die Folgen von Katastrophen, Krisen und Kriegen.

In Krisengebieten oder nach Beendigung eines Krieges sind Kinder besonders gefährdet in Ausbeutung und schlimmen Formen von Kinderarbeit zu geraten. Die Nachfrage nach besonders billigen Arbeitskräften ist dann besonders hoch, und Kinder sind durch die Abwesenheit des Rechts-, Bildungs- und Sozialsystems ungeschützt. Und die Ausbeutung von Kindern macht sich für skrupellose „Arbeitgeber“ bezahlt.

Kinder nennen aber auch weitere Gründe, die eng mit ihrer eigenen Zukunft zusammenhängen. Viele Mädchen und Jungen befinden sich in Kinderarbeit, weil sie nur so ihren eigenen Schulbesuch oder den ihrer Geschwister bezahlen können. Viele sehen in ihrer Arbeit die Chance etwas zu lernen und sich so den Wunsch nach einem besseren Leben zu ermöglichen.

 

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Kinderarbeit und Ausbeutung auf der internationalen Agenda

In den vergangenen Jahren stagniert die Abschaffung von Ausbeutung oder auch ausbeuterischer Kinderarbeit. Dies zeigen die Zahlen der letzten zwei Jahrzehnte. Anfang des Jahrtausends nahmen die Zahlen von ausbeuterischer Kinderarbeit kontinuierlich ab. Die Vereinten Nationen stellten ein Ende der Kinderarbeit schon bald in Aussicht. Daraufhin versuchten mehrere internationale Konferenzen zur Abschaffung von Kinderarbeit neue Lösungen zu finden. Auch die globale Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (Social Development Goals, SDGs) hat die Abschaffung von ausbeuterischer Kinderarbeit im Ziel 8.7 erneut gefordert: Es sind „sofortige und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um Zwangsarbeit abzuschaffen, moderne Sklaverei und Menschenhandel zu beenden und das Verbot und die Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit, einschließlich der Einziehung und des Einsatzes von Kindersoldaten, sicherzustellen und bis 2025 jeder Form von Kinderarbeit ein Ende zu setzen“. Doch die internationalen Konventionen und nationalen Gesetze allein reichen nicht aus, um Ausbeutung in der Kinderarbeit zu stoppen.

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Die Kindernothilfe engagiert sich gegen Kinderarbeit und Ausbeutung

Wir als Kindernothilfe engagieren uns gemeinsam mit unseren Partnern weltweit gegen ausbeuterische Kinderarbeit und dafür, dass Mädchen und Jungen, die Kinderarbeit leisten, bessere Zukunftschancen bekommen. In unseren Projekten stärken wir das Recht auf Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung auf unterschiedliche Arten.

1. Wir sorgen dafür, dass Betroffene von Kinderarbeit trotz allem auch zur Schule gehen können. Nur so haben sie die Chance, dem Kreislauf aus Arbeit und Armut zu entkommen.

2. Wir stärken die Eltern wirtschaftlich und sozial. Vor allem die Mütter lernen, wie sie ein eigenes Einkommen erwirtschaften können, damit die Kinder nicht mehr arbeiten müssen.

3. Wir klären Familien und ganze Communities auf darüber, was Kinderarbeit für die Töchter und Söhne für Folgen haben kann.

4. Wir unterstützen die Kinder in unseren Projekten darin, sich gegen ausbeuterische Kinderarbeit zu engagieren.

 


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Ein Mädchen in einer indischen Ziegelei formt Ziegel, die dann gebrannt werden. (Quelle: Malte Pfau)
Kinderarbeit ist Knochenarbeit: Unter gesundheitsschädlichen Umständen arbeiten Millionen von Kindern weltweit.
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Ein Mädchen bearbeitet ein Stück Holz mit einem Messer. (Quelle: Jürgen Schübelin)
Kinderarbeit ist gefährlich: Zahlreiche Kinder verletzen sich jedes Jahr bei der Arbeit.
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Kinderarbeit ist gefährlich: Zahlreiche Kinder verletzen sich jedes Jahr bei der Arbeit.
Kinder in Sambia schippen kiloweise Sand. (Quelle: Christian Herrmanny)
Kinderarbeit raubt Kindheit: Viele Kinder, die arbeiten müssen, haben keine Zeit zum Kindsein. 
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Kinderarbeit raubt Kindheit: Viele Kinder, die arbeiten müssen, haben keine Zeit zum Kindsein. 

Unser politisches Engagement gegen Kinderarbeit und Ausbeutung

Bei der Bearbeitung von Fällen von Kinderarbeit ist es wichtig, zu Lösungen zu kommen, die das Kind und seine Familie nicht in schlimmeren Zuständen enden lassen. Aus unserer Sicht müssen die verschiedenen Gründe und Abhängigkeiten, wie der Wegfall eines überlebenswichtigen Einkommens, bedacht werden, um auch darauf Antworten zu finden. Erforderlich sind auf das jeweilige Umfeld und die Situation zugeschnittene Maßnahmen, die sich an den Rechten der Kinder orientieren. Wir setzen uns in unserer Projektarbeit in den Partnerländern und politisch in Deutschland und international daher dafür ein:

Die Verbesserung von Bildungschancen: Dazu zählen der kostenlose Zugang zu qualitativer formaler und non-formaler Grund- und Ausbildung sowie angepasste Bildungsangebote für arbeitende Kinder. Bildung hilft den Kreislauf der Armut zu durchbrechen und ist eine wesentliche Grundlage für ein eigenständiges und selbstverantwortliches Leben.

Einkommensschaffende Maßnahmen für die Eltern: Eltern und andere erwachsene Familienmitglieder müssen zu fairen Bedingungen und einem angemessenen Lohn arbeiten können, anstatt für das Überleben der Familie auf die Kinderarbeit und somit auch oft der Ausbeutung der Kinder angewiesen zu sein.

Den Staat in die Verantwortung nehmen: Der Staat hat die Pflicht, die Menschenrechte in seinem Einflussbereich zu verwirklichen. Er ist damit eine wichtige Zielgruppe unserer Arbeit. Darüber hinaus gilt es, auch andere gesellschaftlich relevante Akteure in die Verantwortung zu nehmen sowie die Zivilgesellschaft zu stärken, um Rechte einfordern zu können.

Kinder beteiligen: Kinder müssen mitreden, wenn es um ihre Belange geht. Das gilt auch für Mädchen und Jungen, die Kinderarbeit leisten. Deshalb achten wir darauf, dass sie in unseren Projekten beteiligt sind, sich organisieren und vernetzen und ihnen ihr Recht auf Beteiligung an Entscheidungen, die sie betreffen von lokal, national bis global gewährleistet wird.

Eröffnung von Beschwerdewegen: Kinder müssen sich beschweren können, wenn ihre Rechte verletzt werden. Auf nationaler Ebene sollten Beschwerdeinstanzen, Kontakt- und Ombudsstellen geschaffen werden. Auf internationaler Ebene gibt es dazu mittlerweile ein von der Kindernothilfe initiiertes Individualbeschwerdeverfahren.

 


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Weitere Infos zu Rechtehabern und ihren Rechten

Kinderrechte schützen!

Kinder haben umfassende Rechte, die in der UN-Kinderrechtskonvention festgehalten sind. Diese werden jedoch mit einer bedenklichen Selbstverständlichkeit übergangen.
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Kinder haben ein Recht auf Teilhabe

Viele Fragen, die das Leben von Kindern betreffen, sollten eigentlich von Kindern mitbeantwortet werden. Realität ist das noch lange nicht.
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Bildung ist ein Menschenrecht

Das Recht auf Bildung legt den Grundstein für Kinder, um aus dem Teufelskreis der Armut zu entkommen. Leider kann noch nicht jedes Kind von diesem Menschenrecht profitieren.
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Kindernothilfe-Position zum Thema Kinderarbeit

Kinderarbeit ist ein Skandal und doch nicht selten die einzige Chance, das Auskommen der Familie zu sichern. Weil es die eine Form von Kinderarbeit in eindeutiger Definition nicht gibt, ist die Gefahr groß, die Schärfe dieses Skandals aus dem Blick zu verlieren und sich mit dieser Realität abzufinden, statt sie zu verändern. Das vorliegende Positionspapier der Kindernothilfe ist aus einem Konsultationsprozess innerhalb der Mitarbeiterschaft entstanden. Viele Erfahrungen aus den Projekten und Programmen der Partner finden sich darin wie auch der Stand der Diskussion in der Bildungs- und Advocacy-Arbeit.
Zum Positionspapier

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