Kindernothilfe. Gemeinsam wirken.

Die Frauenselbsthilfegruppe Vellankulam

Text: Katharina Nickoleit, Fotos: Christian Nusch

Finanzen: Die Frauenselbsthilfegruppe hat zwölf Mitglieder. Bei den wöchentlichen Treffen muss jede Frau jede 20 Rupien (0,06 Euro) auf das gemeinsame Sparkonto einzahlen. Inzwischen sind die Frauen so gut aufgestellt, dass sie es sich leisten können, mehr zurückzulegen, im Schnitt sind es inzwischen 100 Rupien. Manche sparen über das Konto der Frauengruppe auch individuell, es ist für sie in den abgelegenen Dörfern die einzige Möglichkeit, Geld zurückzulegen.

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Kredit für Saatgut und Hühner

Jede der Frauen hat inzwischen einen Kredit für eine Investition in die Zukunft bekommen. Alle haben damit Saatgut für Küchengarten gekauft und Hühner angeschafft. Eine hat damit auch noch eine Wasserpumpe bezahlt. 80 Prozent der Ernten aus den Küchengärten sind für den eigenen Verzehr. Das reduziert die Kosten für Lebensmittel ganz erheblich und gibt Sicherheit, denn da die meisten Familienväter Tagelöhner sind, gibt es keine Garantie dafür, dass täglich Geld reinkommt. Außerdem schätzen die Frauen es, gesunde Lebensmittel zu haben – die Belastung durch Pestizideinsatz führt in Sri Lanka zu erheblichen Gesundheitsproblemen.

Die Frauen berichten, dass sie von ihren Männern mehr Respekt bekommen, seit sie zum Familieneinkommen beitragen. Außerdem verschaffen sie den Familien Zugang zu Krediten und können die Bedingungen für dessen Verwendung stellen.


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Radiha

Eine Mutter aus einer Frauengruppe steht in ihrem Maisfeld und umarmt lachend ihren kleinen Sohn (Quelle: Christian Nusch)
Radiha mit ihrem kleinen Sohn inmitten ihres Maisfeldes (Quelle: Christian Nusch)
Eine Mutter aus einer Frauengruppe steht in ihrem Maisfeld und umarmt lachend ihren kleinen Sohn (Quelle: Christian Nusch)
Radiha mit ihrem kleinen Sohn inmitten ihres Maisfeldes (Quelle: Christian Nusch)
Radiha ist 30 Jahre alt und hat zwei Kinder im Altern von fünf und neun Jahren. Ihr Küchengarten ist mit einem knappen Hektar fast schon eine kleine Gemüsefarm. Darauf baut sie Mais, Erdnüsse, Maniok, Bananen und Auberginen an. "Seitdem ich den Küchengarten habe, kann ich meine Familie gesund ernähren, ohne dafür extra Geld ausgeben zu müssen. Es bleibt sogar noch etwas übrig, um davon Schulmaterialien kaufen zu können. Ich konnte mir aus der gemeinsamen Kasse Geld leihen, um Saatgut zu kaufen und einen Zaun rund um meinen Garten zu bauen. Der ist wichtig, um mein Gemüse vor Kaninchen und anderen Tieren zu schützen."
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Erst als Gruppe können sie einen Nachhilfelehrer bezahlen

Was sie an Lebensmitteln nicht selber verzehren können, verkaufen die Frauen auf dem Markt. Dadurch haben sie die finanzielle Möglichkeit, Kinderrechte wie Gesundheit und Bildung zu erfüllen. Mit ihrem zusätzlichen Einkommen kaufen sie Schulmaterialien und privaten Nachhilfeunterricht für ihre Kinder. Weil der Unterricht an den staatlichen Schulen unzureichend ist, ist das in Sri Lanka üblich. Kinder, deren Eltern sich die "Tuition" nicht leisten können, können mit ihren Klassenkameraden nicht mithalten.

Die Nachhilfe haben sie gemeinsam organisiert. Sie bezahlen zusammen einen Nachhilfelehrer und wechseln sich damit ab, die Stunden jeden Abend zu organisieren. "Das ist nur in der Gruppe möglich, eine Einzelne könnte das nicht."

 

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Dank der SHG gibt es jetzt Schulbusse

Ein anderes Projekt, das sie gemeinschaftlich angefasst haben, war der Schultransport. Es gibt zwar ein staatliches Programm dafür, aber die Familien müssen aktiv einfordern, dass die Busse eingesetzt werden. Wer das nicht tut, wird schnell vergessen. Als Nächstes wollen sie für ihre Kinder mehr Möglichkeiten zum Englischlernen schaffen.
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Kirbarluni

Eine Frau mit ihrem Sohn in ihrem Geschäft hinter der Gemüseauslage (Quelle: Christian Nusch)
Kirbarluni mit ihrer Enkelin in ihrem Laden (Quelle: Christian Nusch)
Eine Frau mit ihrem Sohn in ihrem Geschäft hinter der Gemüseauslage (Quelle: Christian Nusch)
Kirbarluni mit ihrer Enkelin in ihrem Laden (Quelle: Christian Nusch)

Kirbarluni ist 42 Jahre alt und Mutter von drei erwachsenen Kindern. Sie kümmert sich um ihre vierjährige Enkelin. Mithilfe des Kleinkredites hat sie einen kleinen Laden eröffnet.

"Über die Frauenselbsthilfegruppe habe ich einen Kredit von 20.000 Rupien (rund 70 Euro) bekommen. Damit habe ich eine Waage und das erste Gemüse gekauft. Der Verkauf läuft gut, ich mache jeden Tag einen Profit von 1.000 Rupien (3 Euro) und habe für mich und meine Familie jetzt auch selbst eine größere Auswahl an Lebensmitteln. Das macht in unserer Haushaltskasse viel aus. Mein Mann ist Tagelöhner und verdient 1.500 Rupien - wenn er Arbeit findet. Das ist aber nicht immer der Fall. Mit meinem Gewinn zahle ich den Kredit zurück und kann außerdem Fisch und Gewürze kaufen. Außerdem kann ich im Notfall meinen Kindern aushelfen.

Seit ich mit meinem Laden zum Familieneinkommen beitrage, hat sich auch unser Familienleben sehr verbessert. Vorher waren wir immer angespannt und haben uns wegen jeder kleinen Ausgabe gestritten. Jetzt ist alles viel einfacher geworden und mein Mann ist auch froh, dass er die ganze finanzielle Verantwortung nicht mehr alleine tragen muss."


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Über die Autorin

Eine Journalistin interviewt eine Frau aus einer Selbsthilfegruppe (Quelle: Christian Nusch)
Katharina Nickoleit
ist freie Journalistin. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Fotografen Christian Nusch, berichtet sie seit vielen Jahren aus unseren Projekten weltweit.

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