Kindernothilfe. Gemeinsam wirken.

Schutz vor Gewalt im Sport
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Kinderschutz für alle: Vereine vom VfL Bochum 1848 entwickeln Schutzkonzepte

Text/Fotos: Katharina Draub

Der Fußballverein vom VfL Bochum 1848 hat es schon. Nun sind die anderen Abteilungen des Gesamtvereins dran und erarbeiten gemeinsam mit der Kindernothilfe ein Kinderschutzsystem für Trainer:innen, Nachwuchssportler:innen und Eltern.

Tanzen, Tennis oder Turnen. Der VfL Bochum 1848 bietet mehr als nur Fußball. In elf weiteren Abteilungen lernen schon die Kleinsten ihre Sportbegeisterung kennen und bleiben nicht selten bis zu ihrem Erwachsenenalter im Verein. Umso wichtiger ist ihr Schutz. Das weiß auch der VfL Bochum 1848 und hat ein Kinderschutzkonzept für seinen Gesamtverein geplant.

„Uns freut das sehr, dass auch der Vorstand das Thema Kinderschutz als relevant betrachtet und die Vereine dabei unterstützt, Schutzkonzepte zu entwickeln“, lobt Chris. Er ist einer der elf Teilnehmenden, die am ersten Workshop in Bochum dabei sind. „Heute ist der Startschuss“, sagt Felicitas Weßelmann, die von der Kindernothilfe als Trainerin für Kinderschutz eingestellt ist. Ein Jahr lang wird sie die Gruppe begleiten – bis zum finalen Schutzkonzept.
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Trainerin Felicitas Weßelmann begleitet die Gruppe von Trainer:innen des VfL Bochum 1848 nun ein Jahr lang (Foto: Katharina Draub)
Felicitas Weßelmann begleitet die Gruppe von Trainer:innen des VfL Bochum 1848 nun ein Jahr lang
Trainerin Felicitas Weßelmann begleitet die Gruppe von Trainer:innen des VfL Bochum 1848 nun ein Jahr lang (Foto: Katharina Draub)
Felicitas Weßelmann begleitet die Gruppe von Trainer:innen des VfL Bochum 1848 nun ein Jahr lang

Auch Thilo Haarmann, Präsident des Gesamtvereins, ist beim Auftakt dabei und betont direkt: „Wir machen mehr, als das Gesetz vorschreibt. Wir machen das Konzept umfangreich und ganzheitlich.“ Was das bedeutet, sollen die Teilnehmenden noch an diesem Samstagmittag lernen.

Gewalt hat viele Gesichter

„Wer von euch hat schon einmal Gewalt erlebt oder mitbekommen, wie Gewalt aussehen kann?“, fragt Felicitas Weßelmann. Eine Frage, die kurz für Stille im Raum sorgt. Gar nicht so leicht zu beantworten. Einige Teilnehmenden nicken leicht. „Früher gab es noch Backpfeifen“, sagt ein Teilnehmer. „Es gibt auch häufig verbale Gewalt im Sport. Zum Beispiel durch lautes Anschreien“, ergänzt die Gruppe. Gewalt hat eben viele Facetten. Das erklärt Felicitas Weßelmann genauer: „Sexualisierte Gewalt heißt nicht immer, dass Missbrauch stattgefunden hat. Es heißt auch, dass Machtausübung in sexualisierter Form passiert ist. Das können auch dumme und nicht vertretbare Sprüche sein.“

 

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Gemeinsam schreiben die Teilnehmenden auf, welche Arten es von Gewalt geben kann (Foto: Katharina Draub)
Gemeinsam schreiben die Teilnehmenden auf, welche Arten es von Gewalt geben kann
Gemeinsam schreiben die Teilnehmenden auf, welche Arten es von Gewalt geben kann (Foto: Katharina Draub)
Gemeinsam schreiben die Teilnehmenden auf, welche Arten es von Gewalt geben kann

Werden Kinder etwa dazu ermutigt, Drogen oder andere schädliche Substanzen einzunehmen, gehört auch das zu körperlicher Gewalt. Verbale Drohungen, absichtliches Ausschließen aus der Gruppe oder Druck von Eltern sind psychische Gewaltformen, die häufiger als gedacht im Sportbereich vorkommen. Auch Vernachlässigungen sind eine Form von Gewalt. „Zum Beispiel, wenn Kinder keine wetter- oder sportgerechte Kleidung tragen. Oder wenn Trainer:innen nicht ausreichend dafür sorgen, dass Kinder bei der Ausübung ihrer Sportart sicher sind“, ergänzt Felicitas Weßelmann.

Kinderschutz muss sichtbar sein

Aber es sind nicht nur Trainerinnen und Trainer, die engen Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen haben. Auch Reinigungskräfte, andere Eltern durch Fahrgemeinschaften oder fremde Menschen bei öffentlichen Auftritten oder Sportveranstaltungen gehören dazu. Und das ist nur ein Grund für ein ganzheitliches Kinderschutzkonzept. Ganzheitlich – da ist es wieder.

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In Gruppenarbeiten überlegen die Teilnehmenden, wie Gewalt an Kindern und Jugendlichen aussehen kann. Das müssen nicht immer nur blaue Flecken sein. (Foto: Kindernothilfe)
In Gruppenarbeiten überlegen die Teilnehmenden, wie Gewalt an Kindern und Jugendlichen aussehen kann. Das müssen nicht immer blaue Flecken sein.
In Gruppenarbeiten überlegen die Teilnehmenden, wie Gewalt an Kindern und Jugendlichen aussehen kann. Das müssen nicht immer nur blaue Flecken sein. (Foto: Kindernothilfe)
In Gruppenarbeiten überlegen die Teilnehmenden, wie Gewalt an Kindern und Jugendlichen aussehen kann. Das müssen nicht immer blaue Flecken sein.
„Schutz vor Gewalt muss im ganzen Verein gewährleistet und gelebt werden. Nicht nur in einer Sportabteilung“, so Niklas Alof, Leitung Kinderrechte und Sport bei der Kindernothilfe. „Bei unseren Schutzkonzepten ist es besonders wichtig, dass wir alle Personen aus dem Verein mitdenken. Dazu gehören nicht nur die Trainer:innen. Auch die Kinder und Jugendlichen selbst arbeiten am Kinderschutzkonzept mit.“ Denn sie haben nach der UN-Kinderrechtskonvention nicht nur ein Recht auf Schutz, sondern auch auf Förderung und Beteiligung. „Als Kinderrechtsorganisation ist es uns besonders wichtig, auch ihre Stimmen und Erfahrungen zu hören, um ein wirklich erfolgreiches und nachhaltiges Schutzkonzept entwickeln zu können“, erklärt Niklas Alof im Workshop.
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Täter müssen abgeschreckt werden

Aber auch die Eltern, die Geschäftsführung und sogar Hausmeister werden im einjährigen Prozess miteingebunden. „Kinderschutz muss wirkungsvoll sein“, ergänzt Felicitas Weßelmann. Er müsse Kinder und Jugendliche vor Gewalt im Verein, aber auch außerhalb davor schützen. „Das ist die Aufgabe von uns als Gesellschaft, Kinderschutz sichtbar zu machen, sodass alle bis hin zu Täter:innen davon hören und abgeschreckt werden“, so die Workshopleitung. Und dabei soll das Kinderschutzkonzept helfen.

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Ein Jahr lang arbeiten Trainer:innen aus verschiedenen Abteilungen zusammen, um ein Kinderschutzsystem für ihren Sportverein zu entwickeln (Foto: Katharina Draub)
Ein Jahr lang arbeiten Trainer:innen aus verschiedenen Abteilungen zusammen, um ein Kinderschutzsystem für ihren Sportverein zu entwickeln
Ein Jahr lang arbeiten Trainer:innen aus verschiedenen Abteilungen zusammen, um ein Kinderschutzsystem für ihren Sportverein zu entwickeln (Foto: Katharina Draub)
Ein Jahr lang arbeiten Trainer:innen aus verschiedenen Abteilungen zusammen, um ein Kinderschutzsystem für ihren Sportverein zu entwickeln
Ein Ausblick: Die Teilnehmenden werden noch einen Verhaltenskodex für den Gesamtverein und präventive Maßnahmen erarbeiten. Außerdem steht eine Risiko- und Potenzialanalyse an sowie ein Fallmanagement, das dabei helfen soll, mögliche Verdachtsfälle einzuordnen und Betroffenen zu helfen – damit auch die Mädchen und Jungen aus den Sportabteilungen wie dem Tanz-, Tennis- oder Turnverein sicher und geschützt vor Gewalt jeglicher Art sind.
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Über die Autorin

Redakteurin Katharina Draub
Katharina Draub
ist PR-Redakteurin und arbeitet in der Pressestelle der Kindernothilfe.

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