Kindernothilfe. Gemeinsam wirken.

Dekolonialisierung: Perspektivwechsel, neue Ziele und Wiedergutmachung

Carsten Montag im Interview (Quelle: Ludwig Grunewald)
Carsten Montag im Interview (Quelle: Ludwig Grunewald)

Die Dekolonialisierungsdebatte in der Entwicklungszusammenarbeit – was verbirgt sich dahinter? In einem kurzen Interview stellt Carsten Montag, Programmvorstand bei der Kindernothilfe,  das Thema vor und erläutert, wie die Arbeit der Kindernothilfe angepasst werden kann. 

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Worum geht es in der Dekolonialisierungsdebatte?

Die Kolonialmächte und ihre Machtkämpfe untereinander haben die Weltgeschichte über 500 Jahre stark geprägt. Es gab Einflussnahme durch politische, wirtschaftliche, religiöse und kulturelle Strömungen. Trotz der rechtlichen Unabhängigkeit der meisten Kolonien Ende des 20. Jahrhunderts gilt es anzuerkennen, dass mindestens Folgen der Kolonialzeiten deutlich zu erkennen sind; also bewusste oder unbewusste Einflussnahme und Stärkung etablierter Ungerechtigkeiten und Machtgefälle. Deswegen muss es insbesondere auch um das Erkennen von strukturellem Rassismus und weißer Vormachtstellung (White Gaze) gehen. In dessen Folge bedarf es einer Versöhnung und Wiedergutmachung, einer kritischen Selbstreflexion und neuen Gestaltungsmöglichkeiten für bislang marginalisierte Menschen und Gruppen.
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Was sollte passieren?

Durch die Covid-Pandemie, den Klimawandel, Flucht & Migrationsbewegungen und eine Vielzahl multipler Krisen zeigen sich auf lokaler Ebene und weltweit Ungleichheiten stärker als je zuvor. Gerade auch für Kinder und Jugendlichen bedeuten viele Entwicklungen besondere Risiken. Gemeinsam mit allen unseren Kolleg:innen in Deutschland, Europa, Asien und Latein- und Mittelamerika und unseren Partnerorganisationen bemühen wir uns beständig, die Perspektiven von marginalisierten Kindern und Jugendlichen zu stärken und bei unserem eigenen Handeln mit zu berücksichtigen. Um jedoch eine gerechtere Zukunft zu erlangen, in der die Bedürfnisse aller Menschen (insbesondere der Kinder und Jugendlichen) erfüllt und ihre Rechte gewahrt werden, braucht es auch neue, innovative Lösungsansätze.
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Wo steht die Kindernothilfe?

Die Kindernothilfe hat seit der Gründung 1959 einen Wandel hin zu einer Kinderrechtsorganisation mit christlichen Wurzeln vollzogen. Verschiedene Prinzipien und Instrumente stellen die Zielgruppe in den Fokus, fördern Handlungen entlang der Bedarfe, Partizipation und Mitbestimmung. Mit dem Diversity-Ansinnen gibt es verstärkt einen Reflexionsprozess, auch um koloniale Kontinuitäten zu erkennen, also ungewollte Vorurteile und Machtungleichgewichte abzubauen. Wir werden uns weiter selbstkritisch mit unserer eigenen Geschichte, der heutigen und künftigen Rolle der Kindernothilfe im Sinne einer lernenden Organisation auseinandersetzen.
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Wie kann man sofort unterstützen?

Auf individueller Ebene gibt es verschiedene Ansatzpunkte, die sofort umsetzbar sind. Zivilcourage üben und rassistischen Sprüchen begegnen, gendersensible und nicht-diskriminierende Sprache nutzen, regional, fair und saisonal Einkaufen, CO2 sparen. Darüber hinaus geht es darum als Organisation Verantwortung für unsere Arbeit im so genannten Globalen Norden zu übernehmen…gemeinsam können wir Großes bewirken.
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