Kindernothilfe. Gemeinsam wirken.

Ein Kindheitstraum wurde wahr

Jogram Tejavath (2. v. r. mit seiner Familie)
Jogram Tejavath (2. v. r.), früheres Patenkind aus ärmsten Verhältnissen, mit seiner Familie.
Jogram Tejavath (2. v. r. mit seiner Familie)
Jogram Tejavath (2. v. r.), früheres Patenkind aus ärmsten Verhältnissen, mit seiner Familie.

Text: Lüder Lüers, Gunhild Aiyub, Foto: privat

Jogram Tejavath gehört zur Banjara-Volksgruppe, einer diskriminierten Minderheit in Indien. Durch die Kindernothilfe erhielt er eine Schulbildung. Schon als Kind träumte er davon, Rechtsanwalt zu werden. Heute arbeitet er am Oberverwaltungsgericht in Hyderabad. Mit einem eigenen Hilfswerk unterstützt er sein Volk. 

Jogram Tejavath wuchs in Chinna Banjara Thanda auf, einem abgelegenen Dorf in Andhra Pradesh. Mit Eltern und sieben Geschwistern lebte er in einer Ein-Raum-Hütte, ohne Strom und Wasseranschluss. Seine Eltern waren Analphabeten, deshalb wurde sein Geburtsdatum nie festgehalten. Als er in die Schule kam, legte sein Lehrer aufgrund von Größe und Gewicht sein Geburtsjahr auf 1961 fest. Der Unterricht fand unter einem Baum statt. Nach sechs Monaten tauchte der Lehrer nicht mehr auf. Die Eltern schickten Jogram zu seiner Großmutter, weil es in ihrem Dorf eine Schule gab. „Ich war das einzige Kind im Dorf, das seine Schulbildung fortsetzte“, sagt er dankbar.

Nach der 3. Klasse war Schluss mit Schule: Jogram musste arbeiten, um seine Familie zu unterstützen – auf Feldern, in Restaurants oder in einer Ölmühle. Oft bekam er tagelang nichts zu essen. Ein zufälliges Treffen mit seinem Dorfpfarrer führte dazu, dass er in einem von der Kindernothilfe unterstützen Schülerwohnheim in Dornakal aufgenommen und wieder eingeschult wurde. „Als ein Mitarbeiter uns Jungen nach unseren Berufswünschen fragte, sagte ich spontan: Rechtsanwalt!“, erinnert er sich noch heute. Sechs Jahre blieb er dort. „Die Zeit war ein großer Segen“, sagt er
rückblickend.

Jogram schloss erfolgreich das Junior College ab, übernahm einen Job bei einer Telefongesellschaft und unterstützte mit seinem Gehalt Eltern und Geschwister. Nebenbei absolvierte er das College in Khamman. 1983 erhielt er seinen Bachelor-Abschluss – er war der erste aus seinem Dorf mit einem Universitätsabschluss! Bei der Bank of India in Warangal fand er eine neue Arbeitsstelle. Nebenher studierte er Jura, bestand 1986 das Master-Examen und wurde Rechtsanwalt am Oberverwaltungsgericht in Hyderabad. Trotz seines Aufstiegs vergaß er nie seine Herkunft. 1996 gründete er mit Freunden die Organisation Banjara Seva Samithi (BSS), um seiner Volksgruppe zu helfen. BSS bringt Kinder in Schulen unter, erwirkt die Verbesserung von Infrastruktur und medizinischer Versorgung und die Stärkung von Frauen. Die Kindernothilfe unterstützt zwei der Projekte, die die Entwicklung von 45 Dörfern vorantreiben.

„Ich bin der Kindernothilfe sehr dankbar, dass sie mir geholfen hat, aus der Armut herauszukommen. Ohne sie hätte ich diesen sozialen Aufstieg nie geschafft.“ Jogram Tejavath ist verheiratet, seine Töchter sind Zahnärztin bzw. Ingenieurin und sein Sohn Anwalt.

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