Die Armut in Indonesien ist extrem. Um das Überleben ihrer Familien zu sichern, müssen viele Kinder arbeiten – oft unter ausbeuterischen und gefährlichen Bedingungen. Statistiken zeigen, dass in Sumatras Provinzhauptstadt Medan etwa 800 Mädchen und Jungen auf der Straße arbeiten und sogar leben. Sie schlagen sich an Busstationen, auf Märkten und an großen Straßenkreuzungen durch. In unserem Projekt kämpfen wir für die Rechte arbeitender Mädchen und Jungen: denn einfach Kind sein zu dürfen, behütet aufzuwachsen und zur Schule zu gehen – das darf nirgendwo auf der Welt Luxus sein!
Keine Ausbildung, keine Chance
Ein wesentlicher Grund für die steigende Zahl von Kindern, die auf Indonesiens Hauptstraßen, Plantagen, Müllkippen oder Baustellen Tag für Tag kräftezehrende Knochenarbeit verrichten, ist die wachsende Armut der Familien. Die Ursache: stark steigenden Lebenshaltungs- und Energiepreise. Besonders die Straßen der Großstädte locken Mädchen und Jungen mit der Aussicht auf Arbeit, Geld zu verdienen und so der bitteren Armut endlich zu entkommen. Doch ohne Ausbildung haben die meisten Kinder und Jugendlichen kaum eine Chance.
Eko schlägt sich auf der Straße durch
Wie Jesi muss auch Eko arbeiten, um seine Familie finanziell zu unterstützen. Der 15-Jährige schlägt sich auf Medans Hauptstraßen für ein paar Cents mit seiner Gitarre als Straßensänger durch. An geöffneten Auto- und Busfenstern singen er und seine Freunde herzzerreißende Lieder für die Insassen. Immer in der Hoffnung, dass ihnen jemand wenigstens ein paar Rupiah-Scheine zusteckt. Eko bringt seinen gesamten Tageslohn am Abend nach Hause. Sein Vater ist Müllsammler, seine Mutter arbeitslos. „Tief in meinem Herzen wünsche ich mir, wieder in die Schule gehen zu können. Aber ich habe keine Zeit dafür, weil ich Geld verdienen muss. Und ich schäme mich, weil meine Schulfreunde inzwischen viel schlauer sind als ich und sich über mich lustig machen“, sagt Eko.
Bildung ist der Weg aus der Armut
Dass viele, gerade sehr arme Familien so gut wie nichts über Kinderrechte wissen, verschärft die Situation von Kindern wie Jesi und Eko. Hinzu kommt: Kinder, die auf der Straße schuften, werden oft als Kriminelle und soziales Problem dargestellt anstatt als Opfer ungünstiger Umstände. Deswegen werden die Mädchen und Jungen in Indonesiens Gesellschaft nicht akzeptiert und haben kaum Möglichkeiten, die Schule zu besuchen oder später einen Arbeitsplatz zu finden – ein Teufelskreis.
Hier setzt die Projektarbeit des Kindernothilfe-Partners an: Im Children Creativity Center haben Kinder und Jugendliche Raum zum Spielen, Musik machen und auch, um sich über ihre Sorgen und Probleme auszutauschen. Dies stärkt das Selbstvertrauen der Mädchen und Jungen und zeigt ihnen ihre Rechte auf. „Wir können sie nur ermutigen, aber nicht dazu zwingen, in die Schule zu gehen. Wir sind froh, wenn sie herkommen, um mit uns über ihre Situation zu sprechen. So können wir sie über Gefahren bei der Arbeit auf der Straße aufklären und besser davor schützen“, erklärt Camelia Nasution, unsere Projektmitarbeiterin in Medan. Während der Pandemie besuchen Mitarbeiter die Kinder und Familien einmal wöchentlich zuhause, um sicherzustellen, dass es ihnen gutgeht.
Zudem setzen sich Projektmitarbeiter dafür ein, dass Eltern durch gezielte Hilfsprogramme der lokalen Regierung dazu befähigt werden, ihre Kinder ausreichend versorgen zu können – damit sie nicht schuften müssen und zur Schule gehen können. Ziel ist es auch, öffentliches Bewusstsein für die Situation der Familien zu schaffen und Stigmatisierung zu bekämpfen.