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Studie: Sexualisierte Gewalt gegen Kinder in der Ukraine

Als Kinderrechtsorganisation ist es unsere Aufgabe, die schwerwiegendsten Kinderrechtsverletzungen in der Ukraine in den Fokus zu rücken. Ein ebenso trauriges wie wichtiges Thema ist die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt gegen Kinder in der Ukraine seit der großflächigen russischen Invasion im Februar 2022. Dazu haben wir eine Studie herausgebracht.

Text: das Autorenteam Elias Dehnen und Dr. Judith Striek

Für die Studie haben wir 15 Interviews geführt: mit Organisationen in der Ukraine, die betroffene Kinder unterstützen, aber auch mit weiteren Expertinnen und Experten – etwa der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft. Klar ist: Das wahre Ausmaß der Problematik wird erst viele Jahre nach Kriegsende deutlich werden. Kinder in der Ukraine, die sexualisierte Gewalt erlitten haben – ob durch russische Soldaten oder in ihrem sozialen Umfeld – brauchen schon jetzt die bestmögliche Unterstützung.

Es ist anzunehmen, dass russisches Militär sexualisierte Gewalt als Kriegstaktik nutzt. So berichtet die Ukraine-Untersuchungskommission der UN von Vergewaltigungen durch russische Soldaten. Das jüngste Opfer ist gerade einmal vier Jahre alt. Seit Februar 2022 wurden dreizehn Fälle von solcher Gewalt gegen Kinder registriert. Im Jahr 2023 wurden zudem 915 Fälle allgemeiner sexualisierter Gewalt gegen Kinder in der Ukraine dokumentiert. In bewaffneten Konflikten steigen diese Zahlen: durch den gesellschaftlicher Krisenmodus, gesenkte Hemmschwellen und Fluchtbewegungen.

Die Dunkelziffer ist immens hoch. Das liegt an fehlenden Daten aus den ukrainischen Provinzen nahe der Kriegsfront und aus den von Russland besetzten Gebieten, mangelnder Aufklärung, fehlendem Vertrauen in Ermittler, Stigmatisierung von Betroffenen („du hast mit dem russischen Feind kollaboriert") und der Furcht von Überlebenden, dass russische Soldaten wieder zurückkehren.

Ukrainische Organisationen wie der Kindernothilfe-Partner „NGO Girls“ spielen bei der psychologischen, medizinischen und rechtlichen Unterstützung für Betroffene eine essenzielle Rolle. Angebote wie kinderfreundliche Orte mit intensiver Betreuung sind aber nicht für alle junge Menschen zugänglich, vor allem, wenn sie nahe der Kriegsfront wohnen. Zudem blockieren manche Eltern diese Hilfsangebote aus Angst vor Stigma. Auch fehlen geschulte Psychotherapeutinnen, die auf Kriegstraumata spezialisiert sind.

Die im Juni 2024 anstehende Ukraine-Wiederaufbaukonferenz in Berlin sollte neben Wirtschaft und Infrastruktur auch die soziale Dimension aufgreifen. Die Kindernothilfe fordert, Perspektiven betroffener ukrainischer Kinder und bestehende positive Praxisbeispiele ins Zentrum der Konferenz zu rücken. Nur so kann die nachhaltige Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Ukraine sichergestellt werden.

Umfang: 20 Seiten

Ansprechpartner:
Elias Dehnen, Advocacy Officer
elias.dehnen@kindernothilfe.de
0203.7789-185

Bestellung über   

Frank Mischo, Advocacy Manager
frank.mischo@kindernothilfe.de

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Titelbild der Studie zur sexualisierten Gewalt gegen Kinder in der Ukraine -  es zeigt einen Jungen von hinten, der einen Drachen steigen lässt (Quelle: Jakob Studnar)

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