Kindernothilfe. Gemeinsam wirken.

Coronapandemie

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Unsere Projekte im Ausnahmezustand

Text: Lorenz Töpperwien, Dr. Magdalene Pac, Gunhild Aiyub, Katharina Draub, Fotos: Kindernothilfe-Partner

Die Coronapandemie hat auch unsere Partner weltweit vor eine große Herausforderung gestellt. Mit großem Engagement, mit Kreativität und Flexibilität haben sie die Projekte an die aktuelle Situation angepasst und fortgeführt, um Kindern und ihren Familien in diesen schweren Zeiten beizustehen.

Weltweit: Projektarbeit in Pandemiezeiten

In Malawi hat unser Partner Tikondane Kindern, die auf der Straße leben, Schutz in Übergangswohnheimen gegeben. Damit Mädchen und Jungen im größten Flüchtlingslager der Welt in Bangladesch versorgt werden, hat der Partner SKUS dem Medizinfachpersonal sowie Sozialarbeiterinnen und -arbeitern Schutzkleidung mit Masken zur Verfügung gestellt, damit sie weiter dort tätig sein können. In Simbabwe bekommen Eltern von unseren Partnern Tipps, wie sie die Kinder zu Hause sinnvoll beschäftigen können. In Bolivien finden Beratungen unserer Partner per WhatsApp oder Telefon statt. Psychologinnen und Psychologen unserer Projekte in Ecuador halten telefonisch Kontakt zu Kindern und Familien, um einen dramatischen Anstieg der häuslichen Gewalt zu verhindern. Projektmitarbeitende in Peru betreuen virtuell Familien mit Kindern, die eine Behinderung haben, damit sie weiterhin therapeutische Übungen durchführen können. Zudem finden psychologische Beratungen statt, um neue schwierige Situationen zu bewältigen. Im Fokus dabei: Gewalt innerhalb der Familien zu vermeiden. Unser Partner Cladho in Ruanda hat die Projektmitarbeitenden vor allem für mangelnden Schutz von Kindern und das Thema Sicherheit für Kinder im Netz sensibilisiert, denn durch die stärkere Onlinepräsenz für den Unterricht sind Kinder vermehrt auch der Gefahr von Cyberkriminalität ausgesetzt.

Schauen Sie hier alle Videos unserer weltweiten Partner zur Coronapandemie.

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Coronapandemie weltweit, Kindernothilfe-Partner
Coronapandemie weltweit, Kindernothilfe-Partner

Brasilien: Aufklärung über Kinderrechte

Unsere Partner mussten Projekte einstellen, haben aber Alternativen gefunden und zum Beispiel weiterhin per Messenger-Dienste oder Telefon den Kontakt zu den Kindern, Jugendlichen und Familien gehalten. Ein Projekt finanzierte Tablets, damit die jungen Leute an virtuellen Aktivitäten teilnehmen konnten. Interaktive Kampagnen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen liefen unter anderem im Radio. Partner Cedeca Casa Renascer führte einen Online-Workshop zum Thema „Kinderrechte in Zeiten von Corona“ durch, bei dem Jugendliche ihre Fragen loswerden konnten.Partner UNAS verteilte Hilfspakete gegen den Hunger an bedürftige Menschen.

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Eswatini: Notküchen gegen den Hunger

Mehrere Partner haben in den ärmsten Regionen Lebensmittel verteilt und mobile Kliniken für Aufklärungsarbeit genutzt. In Hygieneschulungen lernten die Menschen, wie sie sich besser schützen können. Während der Ausgangssperren versuchten Projektmitarbeitende per SMS, mit den Familien in Kontakt zu bleiben und sie zu beraten. Unser Partner APDK verteilte Lebensmittel, Schutzmasken und Desinfektionsmittel an Familien, die ein Kind mit Behinderung versorgen. Der Partner ACAT hat Notküchen auf Feldern aufgebaut. Kinder, die nun keine Mahlzeit mehr wegen Schulschließungen erhalten, bekommen dort etwas zu essen und müssen nicht hungern.

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Guatemala: Weiße Fahnen als Signal

Wo es an sauberem Wasser und Seife mangelt, breitet sich das Virus besonders schnell aus. Unsere Partner SADEGUA und ASEDI haben in vielen Gemeinden Schutzmasken und Desinfektionsmittel verteilt und per Radio über Symptome und Maßnahmen informiert. Auch Kinder, die auf der Straße leben, haben Hygiene- und Präventionskits bekommen. Sie sind besonders gefährdet, da die hygienischen Bedingungen auf den Straßen katastrophal sind. Auch unser Partner Coincidir ist aktiv und hilft mit Lebensmittel-paketen. Dabei achtet er besonders auf Häuser mit einer weißen Fahne. Familien hängen sie teilweise auch Monate nach Ausbruch des Virus aus den Fenstern oder stellen sich damit an den Straßenrand. So zeigen sie, dass sie hungern. Die Flagge wurde zum Symbol der Bedürftigkeit.

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Pater Santosh verteilt Lebensmittelpakete aus einem vollgepackten Auto
Pater Santosh verteilt Lebensmittelpakete aus einem vollgepackten Auto

Indien: Lebensmittelverteilung mithilfe der Polizei

„Im Dairy-Slum neben der Müllhalde unterstützten wir rund 1.900 Familien mit Lebensmittelpaketen. Allein im April 2020 haben wir 5.000 Masken verteilt“, sagt Pater Santosh, Direktor des Partners Deepti Foundation in Bhalswa. Zu den Verteilaktionen kamen teils Hunderte Menschen. Die Polizei half mit, und wann immer sie mitbekam, dass jemand hungerte, informierte sie Pater Santosh. Deepti hat für die Versorgung der Armen extra eine Ausgangsgenehmigung bekommen. Auch für Kinder sind die Mitarbeitenden weiterhin da, und Fachkräfte leiten die Eltern telefonisch zu Physio- oder Sprachtherapien an.

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Indonesien: Lernspiele und kostenloses Datenvolumen

Damit Kinder Zeit zum Lernen haben und nicht den ganzen Tag für das Überleben ihrer Familien auf Medans Straßen schuften müssen, verteilt unser Partner PKPA Grundnahrungsmittel, Hygienepakete und hat Möglichkeiten zum Händewaschen organisiert. „Wir haben Lernspiele und ein Handbuch für Kinder entwickelt, die über Covid-19, die Folgen und wie sich Kinder und ihre Familien vor dem Virus schützen können, aufklären“, sagt Keumala Dewi von PKPA. Weil viele Schulen geschlossen sind, brauchen Kinder Handy-Guthaben, um am Online-Unterricht teilzunehmen. Jedoch haben die meisten Familien kein Geld dafür und finden auch keinen öffentlichen Internetzugang in der Stadt. Nach Gesprächen mit der Regierung hat diese kostenlos Onlinedatenvolumen zur Verfügung gestellt, damit Kinder nicht den Anschluss verlieren.

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Kenia: Mobile Waschbecken für Straßenkinder

Peter Mweke, ehemaliges Straßenkind und in seiner Heimat Kenia ein bekannter Rapper, ist Gründer und Leiter der Organisation Street Changer. „Kinder, die auf der Straße leben, erhalten von uns täglich eine Mahlzeit. Sie haben sonst keine Möglichkeit, an Essen zu kommen.“ Straßenkinder sind während einer Ausgangssperre besonders gefährdet, ins Visier der Polizei zu geraten. Wenn die Street Changer mitbekommen, dass sie Ärger mit der Polizei haben, verhandeln sie mit den Behörden. Sie haben außerdem eine mobile Wasserstation auf einem Motorrad organisiert. Mitarbeitende des Schutzzentrums St. Martin in Zentralkenia haben im Projekt Waschstationen aufgebaut und Lernprogramme organisiert, damit Kinder weiterhin Zugang zu Bildung haben und den Kontakt untereinander nicht verlieren.

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Kinder in einem Kindernothilfe-Projekt in Bihar (Indien) (Quelle: Kindernothilfe-Partner)
Kinder in einem Kindernothilfe-Projekt in Bihar (Indien) (Quelle: Kindernothilfe-Partner)

Libanon: Online-Unterricht mit Kichererbsen

In Schatila, einem von zwölf palästinensischen Flüchtlingslagern am Stadtrand von Beirut, betreibt unser libanesischer Partner Just Childhood einen Kindergarten. Sie mussten auch schließen, aber sind weiter für die Kinder da und machen Online-Videos. Da die Kinder zu Hause keine Unterrichtsmaterialien haben, verwenden die Erzieherinnen Gegenstände, die in jedem Haushalt zu finden sind. Sie streuen zum Beispiel Kichererbsen auf einen Teller mit Watte und begießen sie mit Wasser. Die Erbsen fangen an zu keimen – dieses Experiment können Kinder ohne Probleme nachmachen. „Wir laden online Videos hoch. Die zeigen Lieder und andere Dinge, die wir sonst im Kindergarten zusammen machen“, erzählte Mitarbeiterin Hilda. „Zusätzlich machen wir Vorschulunterricht für die Kinder, die sich auf die Schule vorbereiten.“

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Peru: Freies WLAN und Lernpakete für zu Hause

Peru hatte 2020 eine der weltweit höchsten Todesraten von COVID-19. Das Bildungsministerium unterrichtete die Kinder über ein digitales Unterrichtsprogramm in den Medien. Doch für viele Familien sind Fernsehen, Radio und Internet unerschwinglich – erst recht, wenn durch einen Lockdown das Familieneinkommen wegbricht. Unser Partner Filomena hat internetfähige Geräte zur Verfügung gestellt, mit denen sich Kinder und Jugendliche Schulmaterial herunterladen können. Bei wem das nicht geht, der bekommt die Lerneinheiten ausgedruckt und nach Hause geliefert. Dafür hat der Partner zusätzliche Drucker angeschafft. Die Mitarbeitenden zeigen Eltern, wie sie ihre Kinder beim Lernen zu Hause unterstützen können. Wo möglich, ergänzen Hausbesuche das Betreuungsprogramm. Der Partner Aynimundo ermöglicht Kindern Physiotherapie, die auch nicht mehr im Projekt stattfinden kann. Die Therapeuten haben für die Eltern Videos produziert, mit denen sie die Übungen zu Hause umsetzen können.

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Simbabwe: Datenbank für Gesundheitszustand

Direkt zu Beginn der Pandemie, im März 2020, war die Bewegungsfreiheit der Menschen durch 24-stündige bzw. nächtliche Ausgangssperren sowie Reise- und Kontaktbeschränkungen drastisch eingeschränkt. Unser Partner Ntengwe liefert Seife und Desinfektionsmittel an das regionale Krankenhaus, verteilt Infos der Weltgesundheitsorganisation, vernetzt sich virtuell mit Partnern und verbreitet über WhatsApp Infos an die Dorfgemeinschaften. „Kontaktpersonen in den Dörfern, die ein Smartphone besitzen, bekommen von uns Schutzkleidung und sammeln über die App 'Kobo Collect' Daten über den Gesundheitszustand der Dorfbewohner, die in eine Datenbank eingespeist werden. Wir werden weiterhin alles daransetzen, um die Sicherheit für Kinder und Familien in dieser Krise zu gewährleisten.“

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Südafrika: Wonderbags und Setzlinge

Durch die Aufklärung unserer Partner konnten Frauen aus Selbsthilfegruppen ebenfalls ihr Wissen über das Virus und den Schutz davor weitergeben. Oft sind die Familien besonders von wirtschaftlichen Folgen eines Lockdowns betroffen. Unser Partner TLF zum Beispiel steht den Familien durch Sozialarbeit bei, informiert sie über das Virus und verteilt Nahrungsmittel. Andere Partner improvisieren eine Suppenküche, damit die ärmsten Familien wenigstens eine Mahlzeit am Tag bekommen. Eine weitere Aktion unseres Partners Dlalanathi in Südafrika: Setzlinge verteilen. Die Familien können sie einpflanzen und so ihre eigenen Nahrungsmittel anbauen. Dieser Partner hat zudem die Verteilung von Wonderbags organisiert, die dabei helfen, gekochtes Essen bis zu zwölf Stunden warm zu halten, um so etwa Geld für Brennstoff zu sparen. Frauen der Gemeinde konnten diese Säcke an andere verkaufen.

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