Weltklimakonferenz 2025
Beteiligung ist ein Schritt voran
Text: Malte Pfau Bilder: Malte Pfau, Katharina Draub
Die Kindernothilfe war mit Jugendlichen vom brasilianischen Partner Terre des Hommes bei der Weltklimakonferenz in Brasilien dabei. Malte Pfau, Advocacy-Officer bei der Kindernothilfe zieht ein Fazit zur Beteiligung von jungen Menschen bei der COP30.Als Kinderrechtsorganisation war eine unserer zentralen Forderungen bei der COP, dass Kinder und Jugendliche kinderrechtsbasiert in Entscheidungsprozesse der Klimapolitik einbezogen werden. Die COP30 in Belém hat – im Vergleich zu früheren Konferenzen – das Versprechen der brasilianischen Präsidentschaft, eine „People’s COP“ zu sein, teilweise eingelöst. Kinder, Jugendliche und die Zivilgesellschaft insgesamt konnten sich deutlich stärker einbringen. Mit dem People’s Summit, dem von der Kindernothilfe mitorganisierten Youth Summit, weiteren Konferenzen und Kulturveranstaltungen entstand in der Stadt ein wichtiges Gegengewicht zur Verhandlungsrealität und der zugangsbeschränkten Blue Zone.


Auch wenn die Beteiligung an den Verhandlungen meist symbolisch blieb, konnten aus zivilgesellschaftlicher Perspektive wichtige Forderungen im Abschlussdokument verankert werden. So wird im Text zur Klimaanpassung erstmals ausdrücklich die besondere Gefährdung von Kindern durch den Klimawandel anerkannt.
Ein weiterer Erfolg ist die Einigung auf den Gender Action Plan (GAP). Dieser fördert die Nutzung geschlechtsspezifisch aufgeschlüsselter Daten, fordert die systematische Integration von Genderaspekten in nationale Klimapolitiken und betont, dass Faktoren wie Herkunft, Behinderung oder Alter entscheidend beeinflussen, wie Menschen vom Klimawandel betroffen sind und sich engagieren können. Auch der Mechanismus für einen gerechten Übergang (Just Transition) stellt einen Fortschritt dar. Er zeigt, dass mehr Klimaschutz möglich ist, wenn soziale Gerechtigkeit ins Zentrum gestellt wird. Erstmals enthalten COP-Beschlüsse so umfassende Formulierungen zu Rechten und Inklusion - von Menschen- und Arbeitsrechten über die Rechte indigener Völker bis hin zu klaren Verweisen auf Geschlechtergleichstellung, Bildung, Jugendförderung und soziale Teilhabe.


Diese Fortschritte sind das Ergebnis jahrelanger Kämpfe und der kollektiven Kraft von Gewerkschaften, sozialen Bewegungen, indigenen Organisationen und der Zivilgesellschaft - insbesondere ihrer verstärkten Mobilisierung im Vorfeld dieser COP.
Aus kinderrechtlicher Sicht ist jedoch nicht nur entscheidend, dass Kinder und Jugendliche gehört und einbezogen werden, sondern vor allem, welche konkreten Maßnahmen beschlossen wurden, um sie besser vor den Folgen der Klimakrise zu schützen. Deshalb war eine unserer zentralen Forderungen vor der COP, dass die Klimafinanzierung an den spezifischen Bedarfen von Kindern und Jugendlichen ausgerichtet werden muss. Verluste und Schäden, die sie betreffen, müssen angemessen kompensiert werden.
Zwar wurde Jugendlichen eine wichtige Rolle zugesprochen und ihre aktive Beteiligung gestärkt, doch an vielen entscheidenden Stellen fehlt es weiterhin an Substanz - insbesondere bei der praktischen Umsetzung bereits beschlossener Kinderrechte. Ein besonders deutliches Beispiel hierfür ist der Fonds für Klimaschäden: Einerseits sollen Kinder und Jugendliche an den Entscheidungen über den Fonds beteiligt werden, was als Erfolg der politischen Lobbyarbeit für ihr Beteiligungsrecht gewertet werden kann. Andererseits wurde keine Einigung zur Kompensation kindesspezifischer Schäden erzielt. Das bedeutet: Kinder und Jugendliche, die infolge des Klimawandels Beeinträchtigungen in ihrer Entwicklung, Bildung oder Gesundheit erleiden, haben weiterhin keinen Anspruch auf Entschädigung.


Aus kinderrechtlicher Perspektive sind daher die Ergebnisse der COP30 insgesamt unzureichend. Die Beschlüsse enthalten weder verbindliche Finanzierungszusagen für die Klimaanpassung noch einen klaren Fahrplan für den Ausstieg aus fossilen Energien. Damit wird in Kauf genommen, dass Hunderttausende Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren. Besonders betroffen sind Kinder, die bereits heute die Hauptlast der klimabedingten Folgen tragen und weltweit am stärksten unter den gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels leiden.
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