![Kinder aus Myanmar in einer thailändischen Schule (Quelle: Lars Heidrich) Kinder aus Myanmar in einer thailändischen Schule (Quelle: Lars Heidrich)](/-/media/knh-shared/canto/2024/11/29/16/29/weihnachten-23.jpg?h=1601&iar=0&mw=2400&w=2400&hash=1EE26D6AEF48FF38206EBBCC8ED10FAF)
Hilfe für Kinder aus Myanmar
Text: Thomas Mader Bilder: Lars Heidrich
Mae Sot. Die Weihnachtsaktion von WAZ und Kindernothilfe soll Zukunft schenken. Ein Mädchen erzählt, wie ihr Schulleiter das halbe Dorf rettete.
Zuerst hörte Win Win* die Schüsse, dann flogen die Jets der „Myanmar Air Force“ über ihre Schule hinweg. Bomben explodierten in den Wäldern und Feldern um ihr Dorf. „Lauft nach Hause, versteckt euch“, rief der Schulleiter der 16-Jährigen und ihren Freunden zu. Denn im Bürgerkrieg zwischen Militärjunta und Rebellen werden jede Woche Schulen zerbombt, beschossen, abgebrannt, um Terror zu säen. Als sich Win Win am nächsten Tag wieder in die Schule wagte, versammelte der Direktor alle 100 Schüler auf dem Hof und bot ihnen an, sie in Sicherheit zu bringen, quer durch Myanmar und über die Grenze nach Thailand. Das halbe Dorf entschloss sich, dem Schulleiter seine Kinder anzuvertrauen . . .
Ein halbes Jahr später kann Win Win in Sicherheit von diesem Treck der Kinder erzählen. Sie ist in Mae Sot untergekommen, einer thailändischen Grenzstadt, in der sich die Flüchtlingskrise des Nachbarlandes konzentriert. Wir haben Win Win in einem Lernzentrum für Zuwanderer („Migrant Learning Center“) getroffen, ein Internat, das von Geflüchteten für Geflüchtete gegründet wurde. Der thailändische Staat duldet diese Einrichtungen und erkennt Abschlüsse an, aber er unterstützt sie nicht. Ohne Hilfe von außen können diese Inseln der Hoffnung nicht existieren – und diese Hilfe kommt auch aus dem Ruhrgebiet.
Die Kindernothilfe mit Sitz in Duisburg unterstützt über ihren lokalen Partner „Rights Beyond Border“ zwei solche „Selbsthilfe-Schulen“, finanziert das Essen, Lehrerstellen, bringt Licht vor die Schlafhütten. Aber das Internat von Win Win wuchs in kurzer Zeit um das Dreifache – und es kommen weiterhin Kriegskinder, oft ganz allein. So fehlt es an allem: an Platz, an Heften, und vor kurzem musste die Schule auch das Mittagessen streichen, um das Budget zu strecken. Win Win und ihre Mitschüler müssen nun mit dem Reis-Frühstück über den Tag kommen.
Mit unserer Weihnachtsaktion möchten wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, um Spenden bitten für dieses Projekt der Kindernothilfe, das wir uns für Sie intensiv angeschaut haben. In den Adventswochen wollen wir Sie mit einer Reihe von Artikeln informieren über die Probleme und Erfolge der Kinder.
Win Win kommt aus dem Süden Myanmars, um ihr Dorf herum wird Reis angebaut und Teak geschlagen. Und rundum versperren Checkpoints die Fluchtrouten. Als sich das Mädchen mit 60 Schulfreunden auf die Ladefläche eines Lastwagens zwängte, wusste Win Win, dass es gefährlich werden würde – vor allem für den Direktor. „Wenn er geschnappt worden wäre, hätte das sein Leben gekostet“, sagt Win Win. „Mein Lehrer ist ein Held.“
Manchmal bestach er die Soldaten, dann wieder schlich sich der Schulleiter mit seinen 60 Kindern an den Checkpoints vorbei, wechselte die Trucks. Man kann nur vermuten, dass er im Widerstand vernetzt war. Vor der Morgendämmerung setzten die Kinder mit Booten über den schmalen Fluss Moei. Nun waren sie in Thailand, aber noch nicht in Sicherheit, denn Geflüchtete werden immer wieder zurückgetrieben, besonders nahe der Grenze. Der Direktor führte sie durch den dunklen Wald zu einem weiteren Truck. Und als er seine Schützlinge in Sicherheit gebracht hatte – die meisten ins riesige Flüchtlingslager Mae La, andere mit Win Win nach Mae Sot – kehrte er um, um seine Schüler daheim zu unterrichten.
Der vergangene Kriegswinter lief nicht gut für die Militärdiktatur. Im Februar 2024 erneuerte sie die Wehrpflicht – und verschleppt zunehmend auch Jugendliche, bevorzugt solche, die zu ethnischen Minderheiten gehören. Thuram* gehört zu den Karen, die seit der Staatsgründung mit der Zentralregierung kämpfen. Der damals 15-Jährige konnte entkommen, bevor die Soldaten an seine Tür klopften. „Ich habe die Sorgen meiner Mutter zuerst abgetan, aber heute weiß ich, dass sie eine weise Frau ist. Ich wäre sonst ein Kindersoldat wie meine Freunde.“
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