Guatemala: Ausbilden statt ausbeuten
Für die Kinder in Guatemala ist ein Schulabschluss der erste Schritt aus der Armut in ein selbstbestimmtes Leben. Wir helfen.
Mehr erfahrenRund 57 Millionen Mädchen und Jungen können weltweit nach wie vor nicht zur Schule gehen. Dazu kommen noch ungezählte weitere, die zwar zur Schule gehen, dort aber zu wenig über Lebenswichtiges wie etwa Gesundheit, Hygiene, Ernährung oder Konfliktlösung lernen. Jedes dieser Kinder droht in einen Teufelskreis zu geraten aus fehlender Bildung, Armut und allen Problemen, die damit in Verbindung stehen. Und in diesem Teufelskreis stecken nicht nur Kinder, sondern ganze Familien, Gesellschaften und Länder. Wir von der Kindernothilfe haben Bildung deshalb zu unserem Schwerpunktthema gemacht und setzen uns im Rahmen der Projektarbeit im Ausland und der Lobbyarbeit in Deutschland für die Verwirklichung des Kinderrechts auf Bildung ein.
Jeder Mensch hat das Recht, sich von Geburt an nach seinen individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten zu entwickeln. Die ersten Lebensjahre eines Kindes sind für seine Entwicklung auschlaggebend, denn hier entwickelt sich das Gehirn so rasant wie in keiner anderen Lebensphase. 85 Prozent der Gehirnstrukturen prägen sich bis zum Alter von drei Jahren aus.
Wir fördern daher gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen vor Ort Initiativen zur Betreuung von Kleinkindern und schulen Eltern, Pädagogen und Ehrenamtliche. Wir verknüpfen Lernangebote mit Ernährungssicherung, Gesundheitsvorsorge, Gemeinwesenentwicklung, Hilfe zur Selbsthilfe, Menschenrechtsbildung und Maßnahmen zur Inklusion benachteiligter Kinder.
Erfahren Sie mehr über das Potential frühkindlicher Bildung für die Entwicklungszusammenarbeit und lesen Sie, wie die Kindernothilfe bisher aktiv geworden ist.
Themenseite frühkindliche Bildung
Schulbildung schafft Chancen: Kinder, die zur Schule gehen, haben bessere Aussichten auf einen Job, kennen Gesundheitsrisiken und können sinnvolle Entscheidungen für ihr Leben treffen. Aber viele Familien in den Ländern des Südens leben in extremer Armut und können nicht einmal die Kosten für Schulbücher oder Schuluniformen tragen. Viele Kinder müssen deshalb mitarbeiten, um den Lebensunterhalt für die Familie zu verdienen. In Ländern, die von Krisen und Konflikten betroffen sind, gibt es kaum oder gar keine Bildungsangebote. Die Folge: Rund 263 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit gehen nicht zur Schule, von diesen leben 75 Millionen in Krisenregionen.
In den Millenniumsentwicklungszielen hatte sich die Weltgemeinschaft zum Ziel gesetzt, dass im Jahr 2015 jedes Kind wenigstens eine abgeschlossene Grundschulausbildung bekommt und Mädchen und Jungen gleichermaßen zur Schule gehen können. Tatsächlich sind in den letzten Jahrzehnten Fortschritte erzielt worden: Laut dem UNESCO Weltbildungsbericht 2016 gehen mittlerweile 9 von 10 Kindern in die Grundschule, in Subsahara-Afrika ist die Einschulungsrate trotz Bevölkerungswachstum seit dem Jahr 2000 um ein Drittel gestiegen. Global betrachtet, wurde sogar die Geschlechtergerechtigkeit erreicht.
Aber die globalen Statistiken sagen nichts über die enormen Unterschiede zwischen Ländern und Bevölkerungsgruppen aus: In fast allen Entwicklungsländern sind Mädchen, Kinder mit Behinderungen sowie Kinder aus armen Familien und aus ländlichen Gegenden schlechter gestellt. Nur 25 % der ärmsten Mädchen beenden die Grundschule, nur 1% die Sekundarschule. Nur eins von drei Kindern aus den ärmsten Haushalten besucht überhaupt eine Schule.
Mit der Unterzeichnung der UN Nachhaltigkeitsziele im Jahr 2015 verpflichten sich die Vereinten Nationen, bis zum Jahr 2030 „inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten lebenslangen Lernens“ für alle Menschen sicher zu stellen – also besonders diejenigen zu erreichen, die bisher aus dem Raster gefallen sind. Ohne zusätzliche gesellschaftliche, politische und finanzielle Anstrengungen bei uns und vor Ort wird dieses Ziel aber nicht zu erreichen sein.
Denkt man hierzulande an Bildung, hat man vor allem Karrierechancen im Kopf: Wer die Möglichkeit zu einer guten Ausbildung hat, wird es zu etwas bringen im Leben. Bildung umfasst aber noch viel mehr. Lebenskompetenzen (Life Skills) zielen auf die Stärkung und Förderung von Fähigkeiten ab, die eine positive bzw. erfolgreiche Gestaltung des eigenen Lebens sowie eine konstruktive Bewältigung von schwierigen Lebensphasen ermöglichen. Die Weltgesundheitsorganisation betrachtet die folgende Fähigkeiten dafür als wesentlich: Selbstwahrnehmung, Empathie, kreatives und kritisches Denken, Entscheidungsfähigkeit, Problemlösungskompetenz, effektive Kommunikationsfähigkeiten, interpersonale Beziehungsfähigkeiten, Gefühlsbewältigung und Stressbewältigung . Diese Fähigkeiten können je nach Schwerpunkt des Programms und des lokalen Kontextes und der Bedürfnisse der Zielgruppe erweitert werden. Lebenskompetenzprogramme zeichnen sich durch sehr interaktive Lehr- und Lernmethoden aus. Sie werden weltweit sowohl in formalen als auch in non-formalen Bildungskontexten angewendet.
Die Kindernothilfe engagiert sich in ihren Partnerländern für eine umfassende, gute Grundbildung in formalen, non-formalen und alternativen Bildungsprogrammen, von der frühkindlichen Bildung über die Grundschulbildung bis zur Berufsbildung. Die Projekte und Programme zielen darauf ab, die Familien ökonomisch und sozial so zu stärken, dass sie in der Lage sind, ihre Kinder zur Schule zu schicken und ihr Recht auf Bildung einzufordern. Außerdem stellen die Kindernothilfe-Partner für Kinder in besonders schwierigen Situationen Bildungsangebote zur Verfügung, die an ihre spezifische Bedürfnissen angepasst sind und die Lebenssituation nachhaltig verbessern. Dies sind zum Beispiel Schulen und Fördermaßnahmen, die Kinder, die lange nicht zur Schule gegangen sind, auf den Unterricht in einer staatlichen Schule vorbereiten. Lehrerinnen und Lehrer werden darin fortgebildet, die Kinderrechte zu achten und ihren Unterricht an die Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler anzupassen. Auch unsere Berufsausbildungsprogramme richten sich an der Realität der Kinder und den lokalen Arbeitsmarkt aus und bewirken eine konkrete Verbesserung ihrer Lebensumstände.
Dazu schaffen wir auch sogenannte non-formale Bildungsangebote, die zunächst nicht in den staatlichen Betrieb eingebunden sind, später aber damit verknüpft werden sollen. Damit sollen auch Kinder erreicht werden, die völlig vom Bildungssystem abgeschnitten sind. Das sind häufig Kinder, die unter extremer Armut leiden und ausgestoßen sind, wie etwa Straßenkinder oder arbeitende Kinder. Auch in Kriegen, Konflikten und nach Naturkatastrophen bleibt vielen Kindern Bildung verwehrt. Non-formale Bildungsprogramme müssen nach Katastrophen sehr häufig für einen begrenzten Zeitraum fehlende formale Bildung ersetzen.
Wichtig, aber oft vernachlässigt, ist die frühkindliche Erziehung und Entwicklung. Die ersten Lebensjahre eines Kindes sind aus psychologischer Sicht eine entscheidende Phase, denn hier werden die Grundlagen für die weitere Entwicklung gelegt. Kinder unter fünf Jahren gehören zu den verletzlichsten einer Gesellschaft. Daher setzt die Kindernothilfe einen Schwerpunkt auf ganzheitliche Projekte zur frühkindlichen Bildung und Frühförderung. So zeigen etwa ausgebildete Multiplikatorinnen in Mittelamerika Familien, wie sie Babys bestmöglich fördern, ernähren, pflegen und betreuen können.
Bildung ändert alles: Das ist die Botschaft unserer neuen deutschlandweiten Plakatkampagne. Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass viele Probleme der Welt nur nachhaltig zu lösen sind, wenn Kinder die Chance haben zu lernen: rechnen, schreiben, lesen - aber auch noch sehr viel mehr.
Was Bildung alles ändert? Ein paar Beispiele:
Diese Liste ließe sich endlos weiterführen. Leider können aber 57 Millionen Mädchen und Jungen weltweit nach wie vor nicht zur Schule gehen. Dazu kommen noch ungezählte weitere, die zwar zur Schule gehen, dort aber zu wenig über Lebenswichtiges wie etwa Gesundheit, Hygiene, Ernährung oder Konfliktlösung lernen. Deswegen gilt: Bildung ändert alles. Gemeint ist hier eine gute und umfassende Bildung, die nicht nur Rechnen, Schreiben und Lesen vermittelt, sondern alle lebenswichtigen Kompetenzen - von früher Kindheit bis zur Berufsausbildung. 80 Prozent unserer Projekte haben deswegen eine Bildungskomponente.
Die Globale Bildungskampagne ist Teil der weltweiten Global Campaign for Education: Sie wird seit ihrer Gründung 1999 von Organisationen der Zivilgesellschaft zusammen mit Verbänden und Bildungsgewerkschaften getragen und existiert in über 150 Ländern. Auch wir sind ein aktives Mitglied.
Unsere Forderungen an die deutsche Bundesregierung sind u.a.:
Diese Webseite verwendet Cookies, um bestimmte Funktionen zu ermöglichen. Mit der Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden. Alle Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.