Auf Politik und Wirtschaft einwirken: Lobby- und Advocacyarbeit
Wer dazu beitragen möchte, dass Kinderrechte weltweit verwirklicht und langfristig gewahrt werden, muss vor allem auch auf die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Rahmenbedingungen einwirken. So müssen etwa faire Handelsbedingungen geschaffen werden, um Armut zu reduzieren, und Regierungen müssen beispielsweise die Bildung in ihren Ländern ausreichend finanzieren und soziale Grundleistungen garantieren.
Um genau das zu bewirken, betreiben unsere lokalen Partnerorganisationen in ihren Ländern sogenannte Lobby- und Advocacy-Arbeit. Damit setzen sie sich bei Politik, Behörden und Wirtschaft anwaltschaftlich für Kinder ein - und beziehen diese mit in die Arbeit ein, indem sie etwa Jugendbündnisse unterstützen. Das Gleiche macht die Kindernothilfe in Deutschland: Mit Kampagnen und Bündnisarbeit etwa wirken wir auf deutsche und internationale Entwicklungspolitiker ein, damit sie sich für die Belange von Kindern und Jugendlichen in Entwicklungsländern einsetzen. Konkret bedeutet das unter anderem, dass wir durch den Austausch mit Politikern sowie öffentlichkeitswirksame Aktionen und Pressearbeit Einfluss nehmen auf politische Konzepte und Gesetzgebungen und auch auf die Finanzierung entwicklungspolitischer Vorhaben.
Ein Meilenstein unserer Lobby- und Advocacy-Arbeit ist die Durchsetzung der Individualbeschwerde für Kinder. Sie ermöglicht es Mädchen und Jungen, deren Rechte verletzt wurden, sich beim UN-Ausschuss für Kinderechte zu beschweren. Voraussetzung ist, dass der innerstaatliche Rechtsweg ausgeschöpft wurde. Bei schwerwiegenden und systematischen Kindesrechtsverletzungen kann der Ausschuss direkt Untersuchungen in einem Land anstellen. Ende der 1990er-Jahre initiierte Barbara Dünnweller von der Kindernothilfe die Individualbeschwerde für Kinder, nach langer und hartnäckiger Arbeit mit verschiedenen Nichtregierungsorganisationen und befürwortenden Regierungen trat das entsprechende Zusatzprotokoll der Kinderrechtskonvention 2014 in Kraft.