"Kinder brauchen sichere Orte!"
Interview: Friederike Bach Bilder: Kindernothilfe
Gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen sorgt die Kindernothilfe in der Ukraine dafür, das Kinder auch im Krieg wichtige Anlaufstellen und Hilfe finden. Stanislaw Shulimov ist Landeskoordinator für die Kindernothilfe. Im Interview berichtet er von seiner Arbeit und erklärt, was Kinder in der Ukraine am dringendsten brauchen.
Sie sind Landeskoordinator für die Kindernothilfe in der Ukraine. Wie genau sieht ihre Arbeit dort aus?
Ich bin Ansprechpartner für unsere Partnerorganisationen vor Ort. Ich schaue mir an, welche Angebote sie für Kinder schaffen und wie die Kindernothilfe sie am besten unterstützen kann.
Welche Hilfsangebote der Kindernothilfe und ihrer Partnerorganisationen gibt es zur Zeit in der Ukraine?
Im Moment arbeiten wir mit drei Partnerorganisationen zusammen. Eine arbeitet zum Beispiel in Mykolajiw, also im Osten der Ukraine. Dort gibt es jeden Tag russische Angriffe. Für die Kinder dort bedeutet das: Sie können nur zu Schule gehen, wenn es im Schulgebäude einen Schutzraum gibt. Unsere Partnerorganisation "savED" baut und renoviert deshalb Schutzräume in Kindergärten und Schulen, damit die Kinder möglichst vor Ort lernen können.
Warum ist das so wichtig? Und warum ist Online-Unterricht keine gute Alternative?
Es gibt Kinder in der Ukraine, die seit Beginn der Coronapandemie nur Online-Unterricht erlebt haben. Das sind fast sechs Jahre, in denen sie keine sozialen Kontakte zu Gleichaltrigen knüpfen konnten. Durch die Schutzräume, die unsere Partnerorganisation baut, können die Kinder wieder gemeinsam zur Schule gehen und an einem möglichst sicheren Ort lernen, spielen und einfach Kinder sein. Das ist sehr wichtig.


Psychologische Unterstützung in Kinderschutzzentren
Sichere Orte zum Lernen sind also ein Thema. Was brauchen Kinder in der Ukraine sonst noch?
Viele Kinder in der Ukraine brauchen psychologische Unterstützung. Die bekommen sie zum Beispiel in den Kinderschutzzentren, die unsere Partnerorganisation "Myrne Nebo" betreibt. In eines dieser Kinderschutzzentren in Charkiw kommen täglich 130 Kinder. Es gibt dort Sport- und Freizeitangebote für sie, aber auch eine warme Mahlzeit. Eine andere unserer Partnerorganisationen, "Voice of Romni", bietet außerdem zusätzlichen Unterricht in den Hauptfächern an. Es ist sehr wichtig, dass alle Kinder möglichst gut lernen können, denn sie werden später die Zukunft der Ukraine gestalten.
Sie leben und arbeiten in Kiew, erleben den russischen Angriffskrieg also selbst jeden Tag. Was gibt Ihnen Kraft?
Für mich ist das Beste an meiner Arbeit, zu sehen, wie sehr das, was wir tun, den Kindern hilft. Die Kinder sind die verletzlichste Gruppe in der Ukraine. Aber wenn ich mit ihnen und ihren Eltern spreche, dann erzählen sie mir zum Beispiel, wie wichtig die psychologische Unterstützung für sie war, die sie durch unsere Partnerorganisationen bekommen haben. Die Eltern berichten, wie ihre Kinder dadurch wieder öfter aus ihrem Zimmer kommen und dass sie wieder mehr reden. Zu sehen, dass meine Arbeit wirklich einen Unterschied macht, das gibt mir Kraft.
Was können Menschen in Deutschland tun, um die Kinder in der Ukraine zu unterstützen?
Es ist wichtig, dass die Kinder das Gefühl haben, dass es Erwachsene gibt, die sich um sie kümmern, die sie lieben und für die sie wichtig sind. Es ist wichtig, dass Erwachsene den Kindern zeigen, dass sie für ihre Sicherheit sorgen - selbst in diesen unsicheren Umständen. Deshalb ist es so wichtig, dass es möglichst sichere Orte wie unsere Kinderschutzzentren gibt. Dort bekommen die Kinder Hilfe und können einfach sie selbst sein. Solche Angebote zu unterstützen ist eine große Hilfe für Kinder in der Ukraine.
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