Reiseblog Guatemala (Tag 3): Let´s name the future
Millionen Kinder weltweit wachsen ohne Geburtsurkunde auf, obwohl sie ein wichtiger Garant für ihre Rechte ist. Die Geburtsurkunde bestätigt offiziell: Dieser Mensch existiert. Damit ist der Staat verpflichtet, die Rechte dieses Kindes zu achten und sich um seine Entwicklung zu kümmern. Ohne Geburtsurkunde sind Kinder von Beginn ihres Lebens an benachteiligt. Sie bleiben rechtlich "unsichtbar", haben keinen Nachweis ihrer Identität und ihres Alters. Und damit keinen Zugang zu Schule, Gesundheitsversorgung, Sozialleistungen und jeglicher Teilhabe. Das gilt auch für Kinder in Guatemala.
Text: Katrin Weidemann / Bilder: Jakob Studnar, Kindernothilfe
In Guatemala besitzt mindestens 10% der Bevölkerung keine Geburtsurkunde. Bei Angehörigen der indigenen Völker wie den Maya sind es deutlich mehr. Die Gründe sind vielfältig. Wenn Geburten beispielsweise nicht im Krankenhaus, sondern zu Hause, in abgelegenen ländlichen Gegenden stattfinden, entstehen für die Eltern Kosten für die Reise zur weit entfernten Kommune. Es entstehen zusätzliche Gebühren für die Beurkundung. Eltern sind mitunter auch nicht im Besitz der notwendigen Dokumente, um eine Geburtsurkunde zu beantragen. Dazu kommt, dass zahlreiche Eltern weder lesen noch schreiben können und gar nicht wissen, dass ihr Baby registriert werden muss.


So hilft CONACMI Kindern in Guatemala, sichtbar zu werden
Der Kindernothilfe Partner CONACMI in Guatemala hat eine Idee entwickelt, die so schlicht wie genial ist: eine App für Mobiltelefone, über die lokale Hebammen alle Geburten direkt eingeben und damit offiziell registrieren können. Die App wird über Bilder gesteuert, die zentrale Registrierungsstelle (Civil Registration) erfährt sofort davon, die Registrierung gilt als offizielle Geburtsurkunde. Es ist ein neues, vereinfachtes Verfahren, das auch zur Geltung kommt, wenn die Eltern nicht registriert sind. Für ihre Kinder bedeutet es: sie haben von Geburt an einen Namen, eine Staatsangehörigkeit, kurz: eine Identität.
60 Hebammen sind mittlerweile mit der App ausgestattet. 2024/2025 wurden auf diesem Weg bereits jeweils 880 Jungen und Mädchen registriert. Und das Netzwerk, das Kindern das Recht auf Identität ermöglicht, soll weiter wachsen. Der Projektname überzeugt: Let´s name the future!
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