Rohstoffexporte haben Bolivien zwar in den vergangenen Jahren zu einem Wirtschaftswachstum verholfen – doch obwohl es gelang, die extremsten Formen der Armut innerhalb eines Jahrzehnts zurückzudrängen, gehört Bolivien unverändert zu den Ländern mit den größten Hunger- und Mangelernährungsproblemen: Fast 20 Prozent der Bewohner sind unternährt. Insbesondere in den ländlichen Gebieten und Randzonen der Großstädte ist die Armut groß. Nachdem unter anderem die Zinnpreise auf dem Weltmarkt eingebrochen sind und zahlreiche Minen geschlossen wurden, sind tausende Bergleute arbeitslos. Viele Familien zieht es deshalb in die Städte: Sie erhoffen sich dort Arbeit und eine bessere medizinische Versorgung. Die hohe Zuwanderung führt jedoch dazu, dass viele Familien in Notstandssiedlungen in den Randgebieten der Großstädte leben. Oftmals fehlt es dort an sanitären Einrichtungen, sauberem Trinkwasser und Elektrizität.
Nur wenige Bewohner dieser Siedlungen haben eine berufliche Qualifikation und müssen sich daher als Tagelöhner mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten. Die Alltagssituation ist auch für Kinder schwierig: Vielen Mädchen und Jungen bleibt der Zugang zu Bildung verwehrt, weil sie arbeiten müssen, um zum Lebensunterhalt ihrer Familien beizutragen. Die Kinder, die in den verbliebenen Minen arbeiten, sind enormen Sicherheitsrisiken ausgesetzt und tragen gravierende gesundheitliche Schäden davon.
Besonders benachteiligt sind Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. Sie sind in Bolivien von gesellschaftlichen Prozessen weitgehend ausgeschlossen und treten im öffentlichen Raum selten in Erscheinung. Die staatliche Unterstützung ist ungenügend, und in der Bevölkerung fehlt es an Bewusstsein für die Rechte der Kinder mit Behinderungen.
Ziel der Kindernothilfe-Projektarbeit in Bolivien ist es, Kinder und ihre Familien zu fördern und Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. Das Programm bezieht Kindertagesstätten und Wohnheime für Halb- und Vollwaisen ein, beinhaltet Ausbildungsstipendien, Projekte zugunsten von Kindern mit Behinderungen, Projekte zur Reduzierung von Gewalt und sexuellem Missbrauch sowie Gemeinwesenprojekte in ländlichen Gebieten.