Somaliland liegt im Nordwesten von Somalia, am Horn von Afrika. Der junge Staat spaltete sich 1991 von Somalia ab, weil viele Clans und Stammesvertreter nicht mehr an eine friedliche Lösung des Bürgerkriegs glaubten. Das kleine Land mit rund 3,5 Millionen Einwohnern ist politisch stabiler als Somalia und hat eine funktionierende Regierung. Allerdings gibt es auch in Somaliland Clanstrukturen, die ihre Konflikte – teils gewaltsam – unter sich lösen und ein Parallelsystem zum Staat bilden.
Somaliland ist sehr arm. Die Einwohner leben hauptsächlich von Ackerbau und Viehzucht. Doch die immer wiederkehrenden Dürrephasen schmälern die Lebensgrundlage der Menschen. Mangelernährung und Infektionskrankheiten sind weit verbreitet, der Bildungsstand ist niedrig. Zwar schicken ehemalige Bürger, die im Ausland leben, regelmäßig Geld aus der Diaspora nach Hause. Doch für den jungen Staat ist es sehr schwer, ausländische Hilfsgelder aus der Entwicklungszusammenarbeit zu bekommen. Umso wichtiger ist unsere Projektarbeit, mit der wir zur Ernährungssicherung und zum gesellschaftlichen Wandel beitragen können – zum Wohle der Menschen, die in einem Staat leben, den es offiziell gar nicht gibt.
Das Land schöpft Hoffnung, seitdem der neue Premierminister, Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed, regiert. Der im April 2018 gewählte Regierungschef hat demokratische Reformen eingeleitet: Politische Gefangene wurden freigelassen, der Ausnahmezustand aufgehoben, und es gibt wieder eine freie Presse. Die Wirtschaft verzeichnet beachtliche Zuwächse, allerdings kommt das Wachstum noch kaum bei der Bevölkerung an. Zwar versucht der Premier, die armen Bevölkerungsschichten zu stärken, doch bis auf die Einführung einer Krankenversicherung gibt es weiterhin kein nennenswertes soziales Netz, beispielsweise existiert keine Arbeitslosenversicherung. Der Staat investiert in Ausbildungsprogramme für Jugendliche, ohne diese allerdings bei der Jobsuche zu begleiten, sodass viele nicht in Lohn und Brot kommen. Diese arbeitslosen Jugendlichen sind leicht durch Extremisten zu mobilisieren. Die ethnischen Spannungen sind nach wie vor stark. Die Folge sind Millionen Binnenvertriebene, die unter oft menschenunwürdigen Verhältnissen in Lagern leben. Besonders für Kinder ist die Situation in diesen Lagern katastrophal. Das verschärft auch das Straßenkinder-Problem, denn viele dieser Kinder gehen auf die Straße, um Geld für ihre Familien dazuzuverdienen.
All diese Problemfelder sind Aufgaben für die Projektarbeit der Kindernothilfe in den kommenden Jahren: Friedensarbeit leisten, Jugendliche in Beschäftigung bringen und Kinder, die auf der Straße leben, unterstützen.