Früher musste Josephinah Simelane bei den Nachbarn um Essen betteln, um ihre Kinder durchzubringen. Heute bewirtschaftet sie große Felder und gibt den Armen, was sie brauchen. Bereits zweimal wurde sie ausgezeichnet. Eine Erfolgsgeschichte aus Eswatini.
„Josephinah“, beschwerte sich Vincent Simelane vor Jahren bei seiner Ehefrau. „Seit du so viel arbeitest, siehst du alt aus!“ Das ist nicht gerade ein Kompliment, und auch in Eswatini sind Frauen sauer, wenn sie so etwas zu hören bekommen. Josephina ignorierte diese wenig charmante Aussage ihres Ehegatten einfach. Sie war auf einer Mission: Sie wollte ihre Familie aus der bitteren Armut herausholen.
Vier Kinder musste sie großziehen, oft hatte sie nicht einmal genug zu essen für alle. Sie klapperte die Nachbarn ab, für ein paar Bananen oder eine Handvoll Mais. Einfach war das nicht. Sich so zu erniedrigen, nagt am Stolz eines Menschen, reißt tiefe Risse in seine Würde. Aber sie hatte keine Wahl. Ihr Mann und sie hatten keine Ausbildung, sie lebten von der Hand in den Mund. Ohne Fachwissen bewirtschafteten sie ein kleines Stück Land, das wegen Dürreperioden oft nicht viel hergab.
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Auszeichnung als drittbeste Farmerin des Jahres in der Shiselweni Region
Dann kam die Wende: In der Nachbarschaft schlossen sich Frauen zu einer Spar- und Kreditgruppe zusammen. Josephinah konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie arme Menschen sparen sollten. Es waren immer nur Minibeträge, die die Frauen zusammenlegten. Doch langsam wuchs das Guthaben. Der erste Kredit wurde vergeben, reihum kam jede Frau mal dran. Josephinah konnte auf einmal ein größeres Feld bewirtschaften. Der Kindernothilfepartner ACAT brachte den Frauen das nötige Know-how bei: Säen und Pflanzen, wo was am besten wächst, was den größten Ertrag bringt und gewinnbringend verkauft werden kann. 2009 wurde sie bei der Wahl zur Farmerin des Jahres in der Shiselweni Region Dritte und gewann Preise im Wert von 1.800 Euro, darunter eine Bewässerungsanlage für ihre Felder. Da war Ehemann Vincent dann doch stolz auf seine bessere Hälfte, wie er heute zugibt. Und längst ist sie es, die den Armen in der Nachbarschaft etwas zu essen gibt.
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Wenn Josephinah vor ihrem schmucken Steinhäuschen mit den Blumen steht, blickt sie über wogende Maisfelder hinunter zu dem Acker mit den Süßkartoffeln. Sie sieht Mangobäume, Bananenstauden mit riesigen Büscheln Bananen, unten im Tal weiden ihre Rinder, Hühner spazieren gackernd um ihre Füße. Wenn sie sich umdreht, sieht sie neben ihrem Haus weitere Gebäude, alle in gelb und rot gestrichen, alle selbst gebaut. Hier wohnen ihre Kinder mit ihren Familien.
Josephinah läuft ins Haus und kommt mit einem Bilderrahmen zurück. Stolz hält sie die Urkunde darin hoch: verliehen an Josephinah Simelane, in Anerkennung ihrer Leistung als Modellfarmerin, ausgestellt im September 2010 vom Kindernothilfepartner ACAT. „Mrs. Simelane ist unsere Heldin und ein Vorbild für andere Frauen in unserer Community“, lobt Enock Dlamini, Direktor von ACAT Eswatini, die Farmerin. „Mit dieser Auszeichnung ehren wir außergewöhnliche Frauen, die sich aus eigener Kraft weiterentwickelt haben. ACAT ist sehr stolz, jemanden wie Mrs. Josephina Simelane ausgebildet zu haben.“
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Josephinah mit ihrer Auszeichnung im Kreis ihrer Familie.
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