Afghanistan: Weitere Behinderungen der eingeschränkten Projektarbeit
Seit 2002 arbeitet die Kindernothilfe mit Partnerorganisationen in Afghanistan zusammen. Fünf Projekte haben wir vor der Machtübernahme der Taliban unterstützt. Seitdem sind viele Menschen geflohen und haben sich im Ausland in Sicherheit gebracht. Viele versuchen es weiterhin. Auch einige Partner konnten aufgrund der Geschehnisse nicht weitermachen und wurden zum Teil evakuiert.
Ende des vergangenen Jahres wurde die Projektarbeit weiter erschwert: Am 24. Dezember 2022 erließen die Taliban ein Verbot für alle Frauen, bei nationalen und internationalen Nichtregierungsorganisationen zu arbeiten. Die Kindernothilfe ist seit Jahren Mitglied im Bündnis Entwicklung Hilft. Zusammen mit allen Bündnis-Mitgliedern und ihren Partnern verurteilen wir das Arbeitsverbot.
"Frauen spielen für die humanitäre Hilfe eine entscheidende Rolle", schreibt das Bündnis in seiner aktuellen Pressemeldung. "Sie sorgen dafür, dass Millionen bedürftige Frauen und Kinder Zugang zu Hilfsleistungen bekommen und dabei kulturelle und religiöse Bräuche respektiert werden. Das Verbot hat katastrophale Auswirkungen auf die afghanische Bevölkerung: Lebensrettende Nahrungsmittelverteilungen, dringend benötigte medizinische Versorgung und Bildungsangebote für Frauen und Mädchen sind ab sofort unmöglich. Das Verbot wird die ohnehin höchst angespannte Lage der Menschen in Afghanistan weiter verschärfen.
Der Ausschluss von Frauen als Mitarbeitende von Nichtregierungsorganisationen stellt eine weitere schwere Verletzung der fundamentalen Grundrechte afghanischer Frauen sowie humanitärer Prinzipien dar. Mit dem Arbeitsverbot ist eine Grenze überschritten, die nicht hingenommen werden kann. Unter diesen Bedingungen haben die Bündnis-Mitglieder und ihre Partner ihre Projekte vorerst stark reduziert oder ganz ausgesetzt. Bündnis Entwicklung Hilft schließt sich dem Statement von ACBAR, dem Dachverband der in Afghanistan tätigen Nichtregierungsorganisationen, an und teilt dessen Forderung, das Arbeitsverbot umgehend zurückzunehmen. Es ist unerlässlich, dass die internationale Gemeinschaft sich nun gemeinsam und entschlossen für die Rücknahme des Verbots durch die Taliban einsetzt.
Die Bündnis-Mitglieder DAHW, Kindernothilfe, Misereor, terre des hommes und Welthungerhilfe waren nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 weiterhin in Afghanistan aktiv und haben eingeschränkt humanitäre Projekte fortgeführt, um die Versorgung der Menschen aufrechtzuerhalten. Sie stehen einerseits vor massiven operativen Herausforderungen angesichts der dramatischen humanitären Lage und Bedarfe im Land und andererseits vor der politischen Herausforderung, Absprachen mit den Taliban zu treffen, um Hilfe für die Menschen leisten zu können. Seit der Machtübernahme der Taliban bleibt die Fortführung der humanitären Hilfe eine Gratwanderung."