Chile zählt zwar laut Statistiken der Weltbank zu den Ländern mit mittlerem Einkommen, doch die Ungleichheit ist sehr hoch – nicht zuletzt durch ein Bildungssystem, das Kindern aus normal oder gering verdienenden Familien den Zugang zu hochwertigen, aber teuren Privatschulen und Universitäten verwehrt. Während also eine kleine Oberschicht die Geschicke des Landes bestimmt, sind viele Kinder gezwungen, zum Lebensunterhalt ihrer Familie beizutragen.
Da Kinderarbeit gesetzlich verboten ist, verdienen die Mädchen und Jungen ihr Geld im informellen Sektor, beispielsweise in der Landwirtschaft, als Schuhputzer, Straßenhändler oder Autowäscher. Sie arbeiten ohne Arbeitnehmerrechte, Sozialversicherung oder Überprüfung der Arbeitsbedingungen müssen ihre Schullaufbahn oft vorzeitig abbrechen.
Ein großer Konfliktherd in Chile bleibt zudem die Auseinandersetzung der indigen Mapuche-Bevölkerung mit dem Staat. Die Urbevölkerung kämpft seit Jahren für ihre ethnische Anerkennung. Die Mapuche fordern eine Landreform und die Rückgabe ihrer ehemaligen Ländereien, die heute im Besitz weniger einflussreicher Familien sind. Indigene Aktivisten werden immer wieder in Haft genommen und unverhältnismäßig hart verurteilt.
Im Alltag sind die Mapuche von Armut und gesellschaftlicher Diskriminierung betroffen. Prekäre Arbeitsbedingungen führen zu hoher Arbeitslosigkeit und steigern das Armutsrisiko: Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei den Mapuche mehr als doppelt so hoch im Vergleich zur durchschnittlichen Rate des Landes.
Mädchen und Jungen am Rande der Gesellschaft sind in Chile oft Gewalt ausgesetzt. Dies betrifft auch sexuelle Ausbeutung von Kindern – ein seit Jahren wachsendes Problem. Doch auch häusliche Gewalt gegen Kinder ist ein häufiges Phänomen und zieht sich quer durch alle Gesellschaftsschichten. Die betroffenen Mädchen und Jungen eint, dass ihre Rechte in besonderem Maße verletzt werden und sie daher dringend besonderer Unterstützung bedürfen.